… weiß man, warum man da ist und jener an dem sich Brutus und Manon Meurt die Ehre in der altehrwürdigen scheune zu Dresden die Ehre gaben, war einer davon. Im Veranstalter Business trifft man auf unglaublich viel Musiker, und jeder hat eine andere Macke. Und eine noch größere Macke hat meist das Umfeld aus Roadcrew, Managern und Agenten, die vor lauter Selbstabfeierei ab und an ganz vergessen, dass sie ihren auserwählten Job nur machen, weil sie selbst zu untalentiert sind, um im Rampenlicht zu stehen, und dafür noch ihre Schützlinge brauchen. Aber das konnte man mal getrost an diesem Abend vergessen, denn es gibt sie noch: geerdete, junge und unglaublich hingebungsvolle Musiker, die Spaß daran haben, mal raus zu fahren, die Welt und ihre Clubs zu sehen und eine Priese Rock’n Roll zu atmen.
Brutus z.B. zogen ohne jede Erwartung aus Belgien los, um mal zu schauen, ob man mit ihrem eigenwilligen Sound auch außerhalb Flanderns was anfangen könne. Als sie nachmittags in der Sonne vorm Haus saßen, und wir unsere Erwartungen austauschten, meinten sie, dass es schon schön wäre, wenn überhaupt fünf Leute kämen, denn wer sollte sie denn schließlich ausgerechnet hier kennen. Und auch Manon Meurt aus Prag hatte es bislang eher sehr selten mal gen Sachsen verschlagen, weswegen auch sie eher Skepsis walten ließen, was die Erfolgsaussichten anbelangte. Immerhin fanden beide Bands, die sich bis dato nicht kannten, schnell einen gemeinsamen Nenner, und hatten spätestens nach dem Soundcheck schon einigen Respekt voreinander. Die Chemie stimmte also schon mal.
Es fanden sich dann doch knapp 80 Leute ein, die eine gesunde Neugier auf die beiden Bands mitbrachten. Manon Meurt starteten. Dass sie mit einem angeschlagenen Gitarrenverstärker zu kämpfen hatten, merkte man ihnen gar nicht an. Mein alter Buddy Josef, altgestandener Tourmanager aus Prag, hatte verdammt nochmal Recht, denn er meinte letztes Jahr mal, dass ich mir die Band unbedingt mal ansehen solle, denn sie würden trotz ihres jugendlichen Alters eine super Reinkarnation der göttlichen Slowdive abgeben. Und wer hätte denn mit Anfang 20 heute noch eine Platten von denen im Schrank. Und so füllten sie den Saal mit wundervollen Shoegaze Sound, gekrönt vom hingebungsvollen Gesang ihrer Frontfrau Kata, der das Publikum schwer fesselte und dahin schmelzen ließ. Ich hatte echt Gänsehaut in Anbetracht dieses wunderschönen Sounds. Und dass selbiger so glasklar klang und die Bühne so stimmungsvoll illuminiert wurde, sagte mir, dass selbst Eddy und Falk an den Reglern der Technik Spaß zu haben schienen.
Brutus hatte ich letztes Jahr mal zufällig beim Durchforsten meines Postfaches entdeckt, mal kurz reingelauscht und die Booking Anfrage mit Interesse meinerseits beantwortet. Diese Band hatte was völlig Eigenes, einen Mix aus Statistiken, die eigentlich gar nichts gemein haben, hier aber durch die wahnwitzige singende Drummerin Steffanie Mannerts brachial zusammengeknüppelt werden. Nun war ihr Debüt Album „Burst“ erschienen und die Tour ging tatsächlich an den Start. Und irgendwie schienen die Vorboten des Sounds schon in Dresden angelangt zu sein, denn das Publikum ging gezielt einen Schritt vor und war direkt vom ersten Song weg drin. Welch brachiale Soundwand krachte da von der Bühne runter. Die Dynamik von kalifornischen Melody Punk trifft auf derbe Black Metal Blastbeats, Postmetallische Gitarrenwände und einen Hauch von Popappeal. Mit wahnwitzigem Tempo kämpfte sich das Trio durch die Stücke ihres ersten Albums und machte keinen Gefangenen. Am Ende lag ihnen das Publikum zu Füßen.
Solch musikalisch wie menschlich perfekten Abende hat man selten, und ich bin umso dankbarer, dass es Bands wie Brutus und Man Meurt gibt, die hungrig auf Leben und gute Musik sind, und dies auch auf und hinter Bühne rüber zu bringen wissen. Wie gesagt, es gibt eben Abende, wo einfach alles stimmt und wo man auch weiß, warum man das alles macht. Solltet Ihr diese Show verpasst haben, und mal irgendwo die Chance bekommen, eine der Bands zu sehen, dann tut dies unbedingt! Ihr werdet es nicht bereuhen.